Sonntag, November 30, 2014

neue töne (1465): katrina stonehart


photo by tonje thilesen

musik kann vieles. nicht zuletzt ist es hypnotikum. ein mittel zum zweck. so wie der arzt zum äther griff, die krankenschwester zum valium, so vergreift sich der hörer an musik. sie entfernt ihn mal sacht, mal rasant in eine ferne, jederzeit bessere welt. angesichts der täglichen nachrichtenflut sollte es musik auf rezept geben. in bestimmten krankheitsfällen, zum beispiel bei akuter realitätsnähe, würde katrina stoneheart verschrieben. in dicken portionen sind seine musikalischen großtaten zu infiltrieren. langsam wird sich auch eine sprache dafür entwickeln, das ist sicher.

hinter katrina stonehart verbirgt sich der chicagoer drew. m gibson, der mittels perfekt ausgesteuerter elektronika an das hirn seines virtuellen gegenübers will. der geradewegs darauf zu steuert, sich in die gedankenwelt der hörer zu drängen, um diese zu bewegen, neu zu ordnen, pläne zu schmieden. das glitzern aufkeimender hoffnung inbegriffen, wie den jähen absturz. längs von melodischer tieffalt agiert sich der künstler an seinen vielgestaltigen ideen ab. oft ins sentiment abdriftend, gern mit düsterer atmosphäre überspannt, meist auf ein breites repertoire an knistern, knaustern und verschrägen zugreifend.

sein selbstbetiteltes debüt weist neun tracks auf, die lediglich zahlenmäßig in reihung gebracht wurden, ohne durch einen besonderen titel aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. genügt denn auch. weil die hypnotisierende wirkung meist schon nach den ersten sekunden einsetzt. diese fremde, neue welt hat eine enorme anziehungskraft, sie setzt auf den leisen puls, stets neu hervorgebrachte stilistik und enorm teure texturen. das naturell dieser musik ist ambient und voller leiser exzentrik. fire talk, das feine label aus brooklyn, veröffentlichte "katrina stonehart" am 04. november in einer 100er vinylauflage.

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