Freitag, Mai 24, 2013

konzert: orange blossom special 17, teil 6

sonnenanbeter
der sonntag zeigte sich von seiner besten seite und stimmte das festivalvolk versöhnlich. die sonne stach vormittags immer wieder durch das gewölk, über mittag verzogen sich schließlich auch die letzten wattebausche am himmel und am firmament leuchtete der gelbe planet in einer selbstverständlichkeit, die man sich bereits tage zuvor gewünscht hätte.

nach murder by death war zeit für crocozebrá aus deutschland, die wir leider verpassten. ein paar gespräche standen auf dem plan, mit halbem ohr erwischt man vor allem eine sehr prägnante gesangsstimme, die mit biss den athletischen musikkorpus packte und vorantrieb. auf jeden fall ein aufmerker und vermutlich auch ein versäumnis.


dafür waren wir am start, als christine owmans zeit gekommen war. die schwedin übernahm den ätherischen part des festivals. will meinen, hier spielte sich etwas ab zwischen himmel und erde, was nicht unbedingt auf den ersten blick, auf den ersten hörgang zu fassen war. die mit einem cello bewährte, gerierte sich selbst im sitzen wie eine schlange, wand und bewegte sich in schierer körperlosigkeit, während sie gleichzeitig das instrument bediente und sang. ihr ausdruck ist dabei das zögerliche aneinanderreihen von tönen, deren zusammenschluß erst einige sekunden später passsiert. die aufmerksamkeit des zuhörers wurde zudem durch die beiden sideparts owmans geschult.




zur linken der dame mit dem strammen pony stand der bassist, kennern ist magnus sveningsson von the cardigans bekannt. seine läufe waren über jeden zweifel erhaben. immer wieder war er zudem aufgefordert akzente zu setzen. was er mit fleiß und routine erbrachte. zur linken christine owmans stand eine ebenso fackelblonde, die die e-gitarre bediente und erstaunliches von sich gab. diese klänge verwoben sich aufs feinste mit dem sirenengleichen gesängen und suchten zugleich einen ganz eigenen interpretativen gedanken. singende säge und eine schlange, mit der owman durchaus einen summenden ton erzeugend um sich wedelte, ergänzten die instrumentale ebene. alles andere trug sich auf einem anderen planeten zu. mittels effektpedalen gelang es owman ihre stimme zu verfremden, mittels der nutzung zweier mikros holte sie zwischenzeitlich den gesang wieder heim. trennte sie sich von ihrem cello, suchte sie zugleich den kontakt zum faszinierten publikum. das schien ihr von den lippen lesen zu wollen. owmans blick war dabei offen, wenngleich er sich unter ihrer ungewöhnlichen haarpracht erst einen weg ins freie suchen musste. das wenige, was hier ein ganzes erbrachte, war überzeugend vereint zu einem geballten liveerlebnis der besonderen art. fürchtete man entrücktheit, bekam man entschlossenheit. mit ihrem album "little beast" hatte owman zudem ein neues, ihr drittes album im gepäck, welches glitterhouse erst kürzlich veröffentlich hatte.

torpus & the art directors
mit torpus & the art directors durften sich junge norddeutsche in die annalen des beverunger festivals eintragen. dass dies eine besondere ehre ist, ist den jungs und dem mädel der band um sänger sönke torpus durchaus gewahr und vor allem anzumerken. denn ihre dankeshymnen müssen sie immer wieder anstimmen, anekdoten erreichen die freudig gestimmten zuhörer und zugleich ist das dauergrinsen aus den gesichtern nicht zu löschen. mit ihrem belebten, zugänglichen und zugleich herzerwärmenden folk fassen sie nicht nach den sternen, sondern nach den händen der festivalbesucher und erreichen schnell eine ausgelassene stimmung. irgendwo finden sich gar kleine fangemeinschaften, deren johlen, deren begeisterung flink auch andere erfasst. einer der höhepunkt ist sicherlich ryan adams "oh my sweet carolina". nicht nur weil es ein wunderschöner song ist, sondern weil es der band gelingt, ihn sich zu eigen zu machen. und so singt das rund "oh my sweet carolina / what compels me to go / oh my sweet disposition / may you one day carry me home". herrlich! wie überhaupt die gesamte band grundsympathisch herüberkommt. etwa ove thomsen, der seine ganz persönliche obs geschichte zum besten gibt, da er sich als fotograf auf die gästeliste schummelt, aber gar nicht in den fotograben gehört (weil er das handwerk nicht beherrscht). oder wie es dem gitarristen melf petersen gelingt, mit seinem gesang eine zusätzliche stimmung zu erzeugen. er klingt gedeckter, etwas dunkler als sönke und damit befriedeter. an anderer stelle braucht es aber die herzhafte und extrovertierte art sönkes und die führt am ende auch dazu, dass die versammelte obs gemeinde noch singt, als das letzte bandmitglied bereits die bühne verlassen hat.



sönke erzählt mir später, er hätte die gesamte stunde auftritt über eine gänsehaut gehabt. letztlich ist mit diesem engagement ein lang gehegter wunsch in erfüllung gegangen. endlich mal die seiten wechseln und nicht nur auf die bühne, sondern von ihr herab zu blicken. bis oktober sind torpus & the art directors gut ausgebucht, insbesondere was das touren betrifft, dann aber wäre es wieder zeit, ein neues album in angriff zu nehmen. wir verständigungen uns schnell, dass es für den kreativen prozess oft eine missliche lage, einen schmerz oder trauer oder ähnliches herzeleid braucht. doch der blonde norddeutsche fühlt sich gerade so wohl, dass er dieser triebfeder gerade überhaupt nicht trauen mag. die dinge mit und um das label sind perfekt, der zusammenhalt und die stimmung in der band sind hervorragend und auch privat läuft es sehr gut. das war auch schon anders, sönke lacht. schließlich basierten drei viertel der lieder des letzten albums auf einer trennungsgeschichte. das mädel ist wieder eingefangen und soll nicht noch einmal anlass für einen stapel songs sein. so viel ist klar. worauf nun der neue tonträger fussen wird noch nicht. bis dahin ist aber noch einen augenblick zeit.

the desoto caucus
an the desoto caucus, der dänischen band mit dem schwierig auszusprechenden bandnamen, schieden sich etwas die geister. den einen war es etwas zu zahm, andere sahen zuvorderst die große meisterschaft und die besondere, unaufgeregt vorgetragene musikalie. der vierer, diesmal als fünfer operierend, der in einem atemzug mit howe gelb bzw. giant sand zu nennen ist, hatte sich bereits mit nive nielsen auf dem obs bewiesen, trat nun aber an, um nicht nur das zweite album "offramp rodeo" zu promoten, sondern um die ganz eigene botschaft an den mann zu bringen. he, mann, entspann! der fliehende americana sound zog wie ein laues lüftchen durch das mittlerweile aufgeheizte rund. dabei war die konstitution des ensembles eine kraftstrotzende und agile. peter dombernowsy an den drums, verhalten zwar, aber an den rändern begleitend und für stabilität sorgend. dazu die beiden multiinstrumentalisten nikolaj heyman und thøger t. lund, die bass und gitarre, die keyboards und sounds beimischten, die den ganz besonderen charme dieser band ausmachen. austariert, auf den punkt, ohne es an vitalität fehlen zu lassen.



am mikro schließlich (zum fünften kollegen fehlt der name, auch er mit einer gitarre bestückt) anders pedersen, der mit seiner klaren, unverstellten stimme die führung übernahm. das set wurde mit "live in the stream" eröffnet, einem track, der perfekter ausdruck des desoto caucus klangs ist. die greinende orgel, das zurückgenommene, dichte drumming, die feinen harmonien, schwach schimmernde texturen, die sich wie ein plaid über das gedeckte muster dieses soundteppichs legen. mit "wonder & blunders", "imply or implode" und "running out of heroes" bemüht das gelassene ensemble sein erstes album "elite continental custom club", um alsbald fast vollständig den zweiten tonträger abzuspulen. nur "weary talking blues" vom debüt schleicht sich noch zwischen so hervorragende lieder wie das titelgebende "offramp rodeo", einem zaghaftem sauger, oder "fire sale", einem leicht angekickt mäanderndem stück, oder "polaris" mit seiner jubilanten melodie. zum ausgang gibt es das wunderbare "even so", welches mit kristalliner gitarre aufwartet, mit einer aufgeweckten heiterkeit, die auch das ende dieses konzerts mit frohem gemüt hinnehmen lässt. das album der band war im übrigens sehr schnell ausverkauft.

the desoto caucus - offramp rodeo
 
den abschließenden bericht gibt es in kürze. darin werden the flaming stars, come und blaudzun in ganz unterschichtlicher gewichtung behandelt.

Keine Kommentare: