Montag, April 02, 2012

neue töne (1121): spires that in the sunset rise

auch schon wieder vier jahre her, dass ich über spires that in the sunset rise geschrieben habe. dabei kommt es mich wie gerade eben an. denn zu eindringlich, zu erinnerungswürdig ist die musik der einst fünf mädels, die sich aktuell auf ein zweiergespann beschränken. kathleen baird und taralie peterson sind die konstanten in diesem weirden, experimentellen projekt, das sich schon durch die instrumentenwahl absondert: harmonium, guitar, slide, banjo, bowed psaltery, cello, flute, autoharp, spike fiddle, mbira und vieles andere mehr kommen zum einsatz. auch wenn man sich anschaut, mit wem sie alles die bühne teilten, wird man gewahr, in welchem zirkel man nach ihnen zu suchen hat: john zorn, espers, paul metzger, charlambides, pelt, mv/ee, lucky dragons, jack rose, samara lubelski oder daniel higgs, um nur einige zu nennen.
mit "ancient patience wills it again" hievt das verbliebene duo nun aktuell das fünfte full length aufs tableau. es folgt auf "curse the traced bird" (2008), "this is fire" (2006), "four winds the walker" (2004) und "s/t" (2003).

und schon die ersten töne des neulings verheißen altbekannte wohlige schauer, die sich wie schweiß anfühlen, der nach überstandener angst trocken an kühler haut spannt. unheilschwanger, gleissend, mahnend. eine musik, die sich atmosphärisch gibt und zugleich ganz nah zeigt, als führe sie mit angezogener handbremse und könnte dich jederzeit überfahren. erinnert sei an hexentanz und teufelsaustreibung, jedoch in einer runde, in der sich nur bekannte befinden, denen man so einen mummenschanz nicht zugetraut hätte. gleichzeitig überwiegt die faszination zur beteiligung, zum erstaunten teilnehmen. szenerien in phantasie, nicht der unbändigen schier überlaufenden, sondern der dräuenden, sich sorgsam teilstück für teilstück aufbauenden. akte, ränderungen, kontraste. verschiebungen, bewegungen, deren ende nicht vorhersehbar ist. elemente, die vertrauen schüren, verabschieden sich und kehren wieder. eine selten so gesehene eintracht. hier unterscheidet sich der neuling vom drang und der juvenilen ungestümheit manches vorgängers. kontemplation statt aggression. fast schon meditation ermöglichend, wie sich die texturen aus perkussion und streichaktion, aus harmonium und gesang miteinander zu einem strudel verführen. mir gefällt diese gemäßigte ausmalung sehr, denn der rahmen bleibt der selbe, er ist getaucht in düsternis und trägt den hauch der vergängnis wie der könig das zepter. bleibt gewogen.
"ancient patience wills it again" erscheint mitte april auf hairy spider legs.

spires that in the sunset rise - veiled undertow by hairy spider legs

spires that in the sunset rise - grandma by hairy spider legs

1 Kommentar:

Hairy Spider Legs hat gesagt…

Thanks for the thoughtful review!