Dienstag, Januar 31, 2012

neue töne (1098): damien jurado

die nähe zu neil young kann ich nie verhehlen. durados gesang, seine attitüde, vieles, was eine referenz zum altmeister wert ist. doch keine gefahr von apologetentum. zu sehr setzt damien jurado auf die eigene karte. mit seinem zweiten werk, das er in personalunion mit richard swift einspielte (sein elftes, zwölftes? ingesamt), setzt er den weg von ressourcen- und reibungsverlust fort. nicht nur, dass er den klagen gebührend platz einräumt, er umfängt sie auch noch in unanständig schöne rahmen. zwei jahre nach "saint bartlett" glaubt man den barden aus seattle wieder neu entdecken zu müssen.
seine songs sind stille wunder. miniaturen, die sich auf das wesentliche beschränken. eine melodie, ein lyrischen raunen, umweht vom odem der düsternen leichtigkeit eines freigeists. "maraqopa", welches im februar auf secretly canadian erscheinen wird, gerät zu einem meisterwerk, das sich unaufgefordert den weg bricht, wie es augenscheinlich sittsam frönt und doch die hintertür nimmt, um willenlos zu machen. leichthin der start an der akustischen, wie zur übung, atmosphärische ergänzung um eine synthiespur, die wertschätzung und größe beinhaltet, transportiert, eine aufwertung des leisetreterischen charakters. "everyone a star" macht glauben. einen, der sich diversifiziert an den möglichkeiten eines kaum greifbaren sängers. der opener ist ein progrockiger knaller, der sich aus gelassenheit und psychedelischer dekadenz generiert. "life away from the garden" mischt kindergesang als gegenspieler ein, statik und entwicklung. dass es nicht zum unzimperlichen kreativausstoss gerät, ist die kunst.
hingehauchte momente, ergreifendes. immer eine bewegung implizierend, und wenn es das stampfende auftreten ist.
vielleicht hat die musik etwas cinematographisches, doch sie legt sich nicht fest. zeigt sich hier orientiert, dort wieder unaufgeräumt, irrend. hier klar und eindeutig, dort redundant. hier brüderlich, dort egoman. mal verspielt, mal simplifiziert. tausend gesichter, die kaum zu diesem vierschrötigen kerl passen wollen. doch. doch, das ist alles damien jurado.
am ende bleibt es immer licht und gut zu durchdringen. und wenn du dann am gegenüber liegenden ufer stehst, überlegst du, wie du dorthin gekommen bist und was alles du gar nicht wahrgenommen hast und drehst schleunigst noch einmal um, um die verqueren strukturen, die glöcken, die synthesizer, die straffen gitarrenakkorde, den singer/songwritercharme, den popappeal... wieder einzufangen.





01.03.2012 Hamburg – Astra Stube
07.03.2012 Berlin – Comet Club
08.03.2012 Leipzig – UT Connewitz
09.03.2012 Schorndorf – Manufaktur
27.03.2012 Freiburg – White Rabbit

1 Kommentar:

Oliver Peel hat gesagt…

Wieder einmal sehr schön geschrieben, Eike!

Von Damien Jurado bin ich auch sehr begeistert, sowohl von dem Vorgängeralbum als auch der Lievdarbietung. Er schaffte es auf glänzende Weise, mit ganz wenigen Mitteln (Gitarre, Stimme) Magie zu erzeugen und keine Minute Langeweile aufkommen zu lassen. Das gelingt längst nicht jedem Singer/Songwriter.

Das neue Album habe ich allerdings noch nicht.