Freitag, Dezember 16, 2011

neue töne (1080): ödland

vaudeville, cabaret, fahrender zirkus, der ideen einige, wenn man versucht das neo folk korsett von ödland zu sprengen. die vierköpfige truppe aus frankreich treibt es bunt und immer wieder auf die spitze. sie findet ausdruck in einer musik, die grenzen überwindet, als sei es das normalste, dem kunstlied zigeunerhaftes unterzujubeln, das old time piano mit einem banjo zu verbinden. sie selbst sprechen von inspirationsquellen wie neoklassizismus, ragtime und der musik des 19. jahrhunderts, setzen dulcimer genauso ein wie die singende säge, ukulele, violine und vielerlei spielzeug, das zweckentfremdet dienstbar gemacht wird. die auftritte sind zum einen kindlich anmutend, übermütig, folklore durchtränkt und auf eine aberwitzige weise verschlagen und erwachsen. abseits der musik darf man nicht außer acht lassen, dass ödland auch selbst als kunstobjekt funktionieren, in zigfachen fotografien findet sich ein rückgriff in die vergangenheit, die jedoch immer an die neuzeit gekoppelt ist. isabelle royet-journoud ist nicht nur gruppenmitglied, sie hat übrigens erst in der band das musizieren erlernt, sondern vor allem jene, die die oft stichigen belege der existenz von ödland als ausgebildete fotografin anfertigt. neben ihr sind aktiv: zunächst der gründer lorenzo papace, seines zeichens studierter architekt und grafikdesigner und anderes mehr, vor allem aber autor und komponist. mit den schwestern bingöllü fand sich eine schwungvolle ergänzung des lineup, hier die stimme des unternehmens die schauspielerin alizée und dort die jüngere léa, die die violine bedient.

im april 2009 erschien mit der "the caterpillar" ep der erste tonträger. ihm folgte das erste album, "ottocento" wurde im frühjahr 2010 veröffentlicht. das selbstproduzierte debut schlug ebenfalls enorm erfolgreich ein. schon im sommer des selben jahres bereist die truppe europa und gibt viel bejubelte konzerte. unser kollege oliver sah sie beispielsweise in paris und schien mehr als beeindruckt, vor allem positiv verwirrt. hier kann man seinen artikel lesen. das zweite album "sankta lucia" ist bereits erschienen und zeichnet sich nicht nur durch seine vitalität aus. der weiterhin fest geknüpfte rote faden finanzieller unabhängigkeit wird zu einem weiteren merkmal dieser bemerkenswerten band. die theatralik ihres auftritts kann nicht als showeffekt gedeutet werden, es ist ein konzeptioneller gedanke, der u.a. auf die verzauberung des publikums abzielt. was aber immer wieder deutlich wird ist, dass die vor allem die vier selbst unheimlichen spaß an dem haben, was sie tun. sollten sie wieder zu konzerten antreten, sind wir auf jeden fall dabei! und Ihr?

östersund by ödland

sextilis fugitif by ödland

la grèce et moi by ödland

3 Kommentare:

Oliver Peel hat gesagt…

Ödland, sehr schön!Elegante Mädels und eigenwillige Musik (für die eigentlich der Hahn im Korb verantwortlich zeichnet).

Und ich muss noch ein wenig damit prahlen, daß ich das Konzert mitveranstaltet habe. Danke für die Verlinkung. Ende der Durchsage!

Oliver Peel hat gesagt…

Eine Frage habe ich doch noch. Wie meinst du das?: "das zweite Album zeichnet sich nicht durch seine Vitalität aus."

E. hat gesagt…

"nicht nur" sollte das natürlich heißen. danke für den hinweis.