Montag, November 29, 2010

konzert: on3 festival 2010, 27.11.10, teil 2

hach, mit einem knaller ging es in die dritte runde. auch hier war es nicht notwendig, das studio zu wechseln. denn unmittelbar auf telekinesis ließen born ruffians aus midland, ontario bitten. die auf dem warp label beheimateten außenseiter hatten schon einiges von sich reden gemacht. zu ungewöhnlich, zu sehr der beschreibung entzogen ist ihre musik. sie frisst die rhythmen mit haut und haaren, hat eine magie, die sich aus angespanntheit und zugleich einer lässigkeit speist, die verschlagenheit, extravaganz und stilikonenhaftes in sich vereint. zwei alben hat das live um einen vierten mann ergänzte trio herausgebracht und aus diesen wurde fair verteilt material zum besten gegeben. die vier jünglinge suchten anfänglich noch nach der bandharmonie, vor allem sänger luke lalonde kreiste mit seiner stimme noch einige zeit um den wohlfühl- und vor allem wohlklangpunkt. so aufgesplisst wie sich die köpfe der bandmitglieder auf ihrem aktuellen plattencover zu "say it" zeigen, so differenziert und zunächst voneinander ferne gerieren sich auch die einzelnen instrumente.

dass daraus ein manischer wie publikumsverliebter zirkel wird, das ist die hohe kunst born ruffians. die band spielte alsbald wie aus einem guss. und wer das behauptet, muss anführen, dass es hier nicht einfach nach vorn geht. sondern es gilt in jeder sekunde achtsam den ausführungen jedes einzelnen bruders zu folgen. hier verfängt sich der bass diebisch in den eigenen umtriebigkeiten, wie mitch derosier ihn aufgeregt und ständig in bewegung bearbeitet. während dessen sieht steven hamelin zu, dass er bereits nach den ersten songs in schweiß gebadet ist, um fortan flutschiger durchs set zu säbeln. er war ein blickfang, wie er da hinter seiner kleinen drumkollektion für die vitalsten rhythmen sorgte, die als spurbeschleuniger, aber auch drängler und verzögerer dienen konnten.

immer auf der höhe band steven die restliche truppe an sich. das betraf auch den vierten in der runde. andy lloyd besann sich auf die keys und steuerte zuweilen auch ein paar melodische tunes auf seiner gitarre in die hüpfende, aufgeregte klangwelt der begeistert aufgenommenen. ich habe selten so viele freudige gesichter im publikum gesehen. und die taten sich erst auf, waren nicht von vornherein gefangen. so muss livemusik sein, überraschend, begeisternd, enthusiasmus fördernd. luke hatte sich noch in der ersten nummer gefangen und gab bald den zurückhaltenden, aber feder führenden frontmann. wie er zuweilen die gitarre anschrägte, den blick ins nichts versenkte, das hatte schon popstarglanz und erinnerte mich an typen wie johnny cash. doch hier trennt das organ.

lukes stimme hat einen femininen schimmer, sie stösst in die höhe und spielt dort mit der gefahr. wie er "what to say" im gleichnamigen song schreit, die gitarre flottiert hell und leuchtet, um alsbald die strophe wieder an sich zu reissen, während dräuend die drums heranrauschen, irre. ein weiteres highlight unter vielen glanznummern war sicher auch "sole brother", das durch seinen schmachtenden beat, die rollende gitarrenkoluratur und wieder einen sänger lebte, der der hingabe ausdruck zu verleihen wußte, ohne dem schmalzigen auf den leim zu gehen. die nummer hatte tatsächlich soul und ist lebendig für herz und beine. so schmiegte sich denn das rund im taumel dieses und der folgenden lieder. die band zeigte sich sehr überrascht von der anteilnahme und dankte immer wieder artig. mit mir haben sie in jedem fall einen neuen fan.
setlist: foxes mate for live / barnacle goose / sole brother / retard canard / the ballad of moose bruce / hummingbird / what to say / nova-leigh / kurt vonnegut

ob ich auch einer der uns später vorgesetzten kapelle sein werde, weiß ich auch heute noch nicht. die crystal fighters sorgten einiges später auf jeden fall für unterhaltung. doch zunächst suchten wir den weg zu console, denn die band um martin gretschmann stand ganz oben auf unserer to-do-liste für diese nacht. allerdings, und das war das einzige organisatorische manko, war der zugang zu den chorproberäumen durch viele andere zuhörwillige sowie sicherheitspersonal versperrt. es galt zu warten und zu hoffen oder aber pünktlich einen anderen auftritt mitzunehmen. wir entschieden uns für letzteres und gaben uns die londoner truppe um sebastian, laure, mimi, gilbert und graham. die fünf boten ein spektakel der besonderen art. da war es noch das geringste, das die truppe teilweise in hippieskes gehänge gewandet war oder gar gänzlich unbekleidet, also auf den oberkörper bezogen, die bühne betrat. der dröhnende beat zerstob jegliche neugier und plättete etwaige überlegungen, worauf man sich hier hatte eingelassen. stupende gesänge, feuerndes schlagwerk und eine stichhaltige gitarre ergänzten den mehr als tanzbaren sound. und so zuckte und zappelte unvermittelt die gesamte vordere zuschauerfront. kaum eine sekunde der gegenseitigen gewöhnung, es ging sofort in die vollen. technoide blitze allenthalben, der zappelnde frontmann, der immer wieder wirre blicke ins publikum warf, im hintergrund der stolz agierende drummer.

nach dem zweiten song wurde der derwisch um eine kollegin am mikrofon ergänzt, gemeinsam befeuerte man nun die hüpfende meute. die angekündigten bezüge zu baskischer musik waren dann doch wohl eher marginal. klanghölzer, auf die wirksam eingeschlagen wurde, waren zumindest für den sound vernachlässigbar. einen effekt hatte es auf jeden fall. auch die akustische gitarre trug jedenfalls in der liveversion nur geringfügig zur klanglandschaft bei. dagegen entsprang der elektronikkonsole ein knaller nach dem anderen, der seine umsetzung in der vokalartistik des etwas quengelig intonierenden sängers fand. "solar system", "champion sound", "i do this everyday", "xtatic truth" (nimmt unvermittelt fahrt auf!), um nur einige der dargebotenen songs zu benennen. ein erlebnis waren die gut fünfzig minuten mit londons geheimtipp allemal.
nach dieser dröhnung war es kein leichtes, die räume des bayerischen rundfunks wieder in die kühle nacht zu verlassen. aber das on3 festival hatte sein ende gefunden. ein durchweg positives fazit ist zu ziehen. die erlebten konzert in aller kürze:
those dancing days ***
telekinesis ***1/2
born ruffians ****-****1/2
crystal fighters ***1/2
schließlich sei noch auf die seite von on3 verwiesen, auf denen es neben fotos und berichten sicher auch wieder einige mp3 verwertbare ausschnitte der konzerte geben wird. tausend dank an die organisatoren von unserer seite, bis nächstes jahr!

2 Kommentare:

Oliver Peel hat gesagt…

Stimmungsvolle Berichte, macht Spaß das zu lesen!

Born Ruffians haben mich vor ein paar Jahren auch schon einmal in Verzückung versetzt, tolle Band!

E. hat gesagt…

danke!

ja, wirklich eine tolle band, deren alben hier zügig nachgekauft werden müssen. sind ja zum glück noch nicht so viele.