Samstag, Juni 06, 2009

neue töne (605): tim easton

tim eastons "porcupine" ist ein ganz reales ding. irden - hat erdenschwere - ist somit der schwerkraft innig verbunden, verbandelt mit dem wenig wichtigen. glück, segen, mitmenschen, mitgefühl. ist kein so luftig, fluffiges ding, dessen sinnsuche nach wenigen minuten derart nervt, dass das schönreden resp. -hören viel zu früh beginnen muss.
"porcupine" hat groove, der bindet, saftige gitarren, die wege weisen, sparsames instrumentarium, damit tims stimme, dieses rau-reife organ zur geltung kommen kann. denn das hat was zu erzählen. da langt manchmal eben nicht nur der dumpfe beat und eine wankelmütige harmonicaline, denn spätestens wenn es an den refrain geht und man dies und das betonen muss, erhebt der mann aus ohio seine stimme. r&b, dem blues verpflichtet, eine spitze country rock und vielerlei mehr, das sich aus der tradition speist.
das digipack ist ein pappeverstärktes aufbewahrungsding, das sich widerspenstig wehrt, vernünftig geschlossen zu werden. immer wieder nehmen die zueinander geneigten seitenteile voreinander reissaus. eastons musik hat einen ähnlichen charakter und nimmt für sich anspruch, luftig durchwoben zu sein, so wie der blick frei durch das digipack schweben kann. die melodien tragen, sind vielfach memorabel, das distinguierte des weiblichen backgroundgesangs, der streifenden lapsteel und des verlässlichen wurlitzer nimmt man ebenso gern in kauf, wie den stolpernden rhythmus im stomp und das sich öffnend giftige im gitarrensolo. das fünfte album easton ist letztlich ein geschlossen ding, weil es sich fügt, weil kein highlight durchbrechen muss, weil ihm eitelkeit nicht steht und weil es fast in gänze live aufgenommen wurde. kein ewiges basteln am sound, am einzelnen instrument, eher ein überlassen, überantworten dem geist der stunde. das album ist auf new west records ende april erschienen.
"Burgundy Red": gieriger rock 'n' roller; "Broke My Heart": beherzter roller, der sich im shuffle windet, dynamisch im refrain und man summt ihn später noch ein weilchen weiter; "Porcupine": genüsslicher brummer, dem die maultrommel so gut steht wie robin hood der federhut, "Young Girls": blues mit wehrhaftem beat und jammernder guitar, "Stormy": hot!, "Stone's Throw Away": friedfertiger schleicher, "7th Wheel": gemütlich, "Get What I Got": fliehender reisser, "Baltimore": freundlicher stomp, "Northbound": es gibt was zu erzählen, zeit für einen blues, "Long Cold Night in Bed": glitzern unterm schleier wie eine träne in eines mannes auge, "Goodbye Amsterdam": ein hit zum ausklang, pop!
Tim Easton - Burgundy Red

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