Sonntag, Oktober 26, 2008

konzert (oder so): helge schneider, 25.10.08

viel miesepetriger als ich konnte kaum wer unterwegs gewesen sein. und dann ausgerechnet zu helge, bei dem der humor quer auf der schippe liegt? nicht wünschenswert. ich liebe helge schneider. sah ihn gestern zum dritten mal und habe mich dennoch geärgert, im kuko zu rosenheim aufgelaufen zu sein. helge betonte es an dem abend immer wieder, der bauer aus dem umland hat ein recht auf kultur. was die zwei damen hinter mir, die sich überschlagend, wetteifernd und schrill im kreischenden lachen zu übertreffen suchten, von dem, was der komödiant vorne zum besten gab, wirklich verstanden haben, weiß ich nicht. interessierte mich eigentlich auch nicht, wenn sie nicht so einen großen beitrag zum mißlingen des abends geleistet hätten.
in einer dunstwolke aus billigem parfüm und müdem fußgeruch hockend, viel zu weit weg vom ort des geschehens platziert, so dass mir das subtile mimenspiel helges vielfach durch die lappen ging, genoss ich zumindest mein dasein auf dem erdenrund, weil es immer wieder verschönert wird durch die anwesenheit des aufmerksamen beobachters helge sch. sch. sch. sch.
schon seine überschrift ist beschiss. "akopalyze nau!" steht drauf und der wandelbare und doch immer wieder auf ähnliche nummern zurückgreifende herr schneider ist drin.
"fink und zeisig", seine nummer mit udo lindenberg, es gibt keinen besseren imitator als helge, "die trompeten von mexico", "katzeklo", "telefonmann", "summertime" usw., eine setlist könnte man basteln und käme nicht umhin zu beschreiben, was der mülheimer an diesem abend daraus machte.
helge ist unflätig, winkt mit dem finger schwänzelnd im schattenspiel, er ist geistreich und spitzfindig im umgang mit aktuellen politischen themen, er ist kackfrech, indem er das publikum aufs bissigste beleidigt, er ist charmant, wenn er seine ausgezeichneten musiker tätschelt und er ist tänzer, improvisateur, haudegen, saxophonist, flötist, gitarrist, perkussionist, akkordeonist, klavierist...
ein tausendsassa, ein verrückter, dem die kunst abhanden kam und der die clownerie fand, die immer gewagt am unverständlichen scheuert. ein aufgedrehter, ein schalk und viel zu ernster zeitgenosse. um seine trauer möchte ich nicht wissen, er wird allabendlich einen eimer vollheulen. müssen. die lacher sind auf seiner seite und vermutlich seine größten gegner.
helge hat immer das letzte wort. er ist ungeduldig. er lukt um die ecke. er greift auf, was sich ihm andient. und ist dennoch programmiert. hierin liegt seine stärke.
wer das nicht versteht, lacht ihn aus.
ich habe gestern keine bilder machen können. die enge, die entfernung, die nachbarn. so. helge hat immer das letzte wort.

take five (live)

2 Kommentare:

Oliver Peel hat gesagt…

Toll, Eike! Auch ich oute mich als Helge Fan! Einer der ganz wenigen Komiker in Deutschland über die ich herzhaft lachen kann.

Meine Schwester kennt ihn sogar ein wenig, was mit ihrem Job zu tun hat.

Schade, daß die berechtigte Schelte von MRR am deutschen Fernsehen auch Helge traf (war doch so oder nicht?).

Und ebenfalls schade, daß Dir der Abend vermiest wurde.

E. hat gesagt…

ich bin nur noch für wohnzimmerkonzerte. ausgewählte gäste, die sich allesamt diszipliniert der kunst hingeben. freiwillig. / ich habe die brandrede des kritikers weder gesehen noch gehört oder nachgelesen.