Freitag, September 12, 2008

in fester hand (12): der beat from bagdad

wie sehen meine/deine lieblingsplatten aus? warum mag ich/warum magst du sie so sehr? warum geb ich/warum gibst du sie nicht mehr her? in fester hand. weil ich/weil du sie hochheben, hochleben lassen möchte/möchtest. weil ich/weil du sie nicht mehr hergebe/hergibst. in fester hand. in loser reihenfolge stellen freunde und bekannte hier ihre liebsten alben vor, in fester hand und mit ein paar worten. und geben preis, an und ab. ich füge meine mit ein.

heute: TheBlackPope aus d. (vol. 1, vol. 2):


Der Beat from Bagdad – Me and my rhythm guitar
(Glitterhouse, 1987)

Was macht Paul Fantini heute? 1987 nahm er ein Album auf – „recorded on 2-track stereo at home in the spring of `87“. So ist es rückseitig auf der LP vermerkt. Gedankt wird außerdem noch Bob Blue, Bill Black, Jack Green, Hank Brown und Stan White „for making this album possible“. Man muss nicht als Miss Marple durch die Gegend kullern um zu merken, dass es sich hier um leidlich phantasievolle Pseudonyme für ein und dieselbe Person handelt (ebenfalls rückseitig abgedruckte Bilder stellen das ohnehin klar): Paul Fantini. Wer aber ist Paul Fantini?
Auf der zweiten Der Beat from Bagdad – „Big Beat“ sind bereits drei Musiker am Werk (und nicht nur einer mit drei Namen); einer von ihnen: Bill – nicht mehr Paul, zumindest dem Namen nach – Fantini. Auf der dritten Der Beat (jetzt ohne from Bagdad) wurde dann als Quartett musiziert (eine Frau Leinemann kam singend hinzu); ebenfalls unter der Leitung von Bill. Aber – egal ob Paul oder Bill – wer war (bzw. ist) dieser Fantini? Google? – vergiss' es!
Ist er ein Enkel von Syd Barrett, ein Neffe von Jonathan Richman, der verlorene Zwilling von Calvin Johnson? Könnte alles sein,... Das Lo-Fi-Juwel aus der deutschen Provinz (?) könnte heute noch „frisch“ auf K-Records erscheinen, und ich glaube, wenn diese Platte zur Hochzeit des derzeit weniger medial präsenten Anti-Folk als Re-Release entsprechend platziert worden wäre – vielleicht hätte sich das gute Stück wie geschnitten Brot verkauft, die Moldy Peaches (Adam Green war ja 'ne zeitlang eh dauernd in Deutschland unterwegs) hätten Paul/Bill Fantini ausfindig gemacht und mit ihm ein Comeback-Album aufgenommen. Wäre vielleicht scheiße geworden, aber egal... Die Frage bleibt offen: Wer und wo ist Paul/Bill Fantini?
Ein Wort noch zur Musik: 14 minimal instrumentierte Stücke, trocken, locker und luftig rausgenudelt – inkl. kongenialer „Play with Fire“ (Stones) Cover-Version. Gitarre (hauptsächlich), Schlagzeug (wenig), Herumgeorgel (noch weniger) und hier und da Mundharmonika (klar, den Dylan konnte er auch, der Paul/Bill!). Schönes Wörterbuch-Englisch dazu, vorgetragen mit hübsch-hartem Akzent – ideal zum Mitsingen, einfacher geht's nicht. Könnte man denken...
A-B-E-R, so einfach scheint es nicht zu sein. Denn die beiden mir bekannten und bereits erwähnten Nachfolge-Alben kommen weit weniger charmant daher wie die „Me and my rhythm guitar“: „Big Beat“, Album No. 2, kann zwar schon mit doppelt so viel Aufnahmespuren protzen (4-Track-Recordings, Luxus!) und ist noch sehr okay, aber doch nur halb so schön. Das „Talk to his picture“ Album von Der Beat ist schlecht, ich behalte es trotzdem.
Uneingeschränkt empfehlenswert aber sind das erste Album und die (erste?) Single (mit „Off the Hook“-Cover-Version und „dedicated to Eddie Van Halen“, Scherzkeks). Viel Glück beim Suchen...
Ungeklärt bleibt: wer und wo ist Paul/Bill Fantini? Der Hund, der auf allen Plattenhüllen der Band abgebildet ist, wird wohl nicht mehr leben – ist Paul/Bill auch tot? Keine Fehlfarben-Kalauer jetzt, das ist 'ne ernste Sache und eine hervorragende Platte: „Me and my ryhthm guitar“.

3 Kommentare:

Florian Mayr hat gesagt…

ich habe noch das tape!!! ~ leider keinen Recorder mehr dafür, aber irgendwann wird es sowas als App geben, hoffe ich … schade, dass das Rätsel dieses grossartigen Künstlers auch hier nicht gelöst wurde. Trotzdem danke ~ geteilte Gefühle sind GROSSE Gefühle.

cnorve hat gesagt…

Sagenhaft! Ich finde zwar die dritte LP auch sehr gut, aber die habe ich schließlich in meiner Jugend hoch und runter gehört. Ich versuche gerade, herauszufinden, wo Bill Fantini ist. Dann schreibe ich es hierhin!

Anonym hat gesagt…

Ich bin durch Zufall 1999 an die "Talk to his Picture" gekommen und war von der Musik begeistert. In meiner ländlich abgelegenen Azubi-Wohnung wurde das zum Soundtrack, während draußen Laub und dann Schnee vorbeiwehten.

Every now and then hole ich die wieder raus und bin immer wieder begeistert. Mit den anderen Alben muss ich mich nun unbedingt mal beschäftigen.