Sonntag, April 27, 2008

konzert: holly golightly & the brokeoffs, 26.04.08

hatte sich zu seligen zeiten jemand die mühe gemacht und nachgezählt, ob mit ali baba tasächlich vierzig räuber zogen? oder war das eher ein überschlag, ein auf- oder abrunden? wer weiß? wer weiß auch, wie viele brokeoffs mit holly golightly auf die bühne steigen? ich. seit gestern. mit einer band, mit einer ansammlung, weniger heerschar denn eifrigen unterstützern hatte ich gerechnet, als wir gestern das atomic in der münchener innenstadt betraten. aufgrund des erstaunlich großen andrangs war es geboten, sich schnell richtig bühne zu orientieren, um einen guten platz zu ergattern. on stage befanden sich zu diesem zeitpunkt neben einer anreihung diverser gitarren lediglich ein schlagzeugensemble, das deutlich bodenorientiert war, denn keine trommel, kein becken ward auf augenhöhe. die auflösung, wie mit diesem instrumentarium umzugehen sei, kam flott. denn lawyer dave erklomm den der umliegenden umgebung um ca. 25cm erhöhten holzboden und erklärte, dass die wunderbare und schöne holly im hintergrund auf ihren auftritt warte, er bilde die vorhut. eine art vorband. und legte los, in dem er eben nicht nur seine gitarre(n) bediente, sondern auch das schlagwerk mittels fußpedals. die angeschlagenen rhythmen waren sicher nicht die ausgefeiltesten, gaben seiner musik aber einen appetitlichen drive. lawyers blues, lawyers rock 'n roll ist ein gewachsener, kein drapierter und kein delegierter, er ist rau und mit bottleneck gespielt zuweilen ein funkenflug. er gewährte nur kurz einblick in seine welt, denn holly betrat nach drei, vier songs die bühne und wurde frenetisch begrüßt. dass sie solcherart begrüßung nicht gewohnt war, blieb nicht unkommentiert. denn am abend zuvor, im nürnberger muz , trafen die beiden auf ein nicht nur mager besetztes, sondern auch undiszipliniertes publikum.

münchen gab sich beste mühe, diesen makel bayerischen mißvergnügens vergessen zu machen. und das wiederum machten die beiden den anwesenden nicht schwer. ihre musik, eine mischung aus country, folk, viel blues und einer prise rock 'n roll, hat einen eigenen zauber, der sich wie nebel über die köpfe legt, um dann herabzusteigen, gefangenzunehmen und nicht mehr von seinen "opfern" abzulassen. hollys stimme klingt live, vermutlich auch aufgrund wochenenlanger tourerei, etwas angegriffen, kieksig zuweilen, dennoch jederzeit präsent, agil und irgendwie auch herzlich. wie ihr lachen, die freude am auftritt und dem begeisterungsfähigen auditorium. immer wieder warfen sich lawyer und sie die fragestellung zu, welcher song auf der imaginären setlist anstünde. wer allerdings auf das offizielle bootleg "nobody will be there" zurückgreifen kann, wird wissen, dass mit "hug you kiss you squeeze you", "one more fact", "dark in my heart" oder "whoopie ti yi yo" titel auf dem plan stehen, die qualitsbegründet nicht unter den tisch fallen könnten. höhepunkte ergaben sich zum beispiel bei "devil do", da lawyer dave seinen silbrig glänzenden "flaschenhals" über die saiten flitzen ließ, holly und ihr gitarrist im wechselgesang, das tempo immer wieder steigernd, dem ausbleibenden höhepunkt entgegensteuerten, oder bei "escalator", da man sich in eine amerikanische bierhalle versetzt sah, wo der sonntagsmüde amerikaner gemeinschaftssinn und small talk trainiert, stampfender beat, countryfeeling, holly in bestform. ein traum. mein begleiter w. meinte denn auch, als es nach guten eineinhalbstunden galt das konzert zu rekapitulieren, dass golightlys songwriterischen qualitäten enorm sind, denn jedem titel läge ein eigener, unverkennbarer zauber inne. darin waren wir uns einig, nicht ganz, als es darum ging, das aussehen hollys zu beurteilen. irgendwo in der weiten steppe von schön und interessant trafen wir uns (warum fällt mir just in diesem moment die szene ein, da holly sich nach konzertende die halbvolle whiskeypulle schnappte?). abschließend: eine heilige atmosphäre gestört zu sehen von undisziplinierten, labernden clubbesuchern, ein konzert beendet zu sehen, weil eine disconacht bevorsteht, kommt einer katastrophe gleich. das atomic sollte sich überlegen, ob es sich mit dieser regelung einen gefallen tut.

holly golightly & rocket from the crypt - eye on you

4 Kommentare:

teller knete hat gesagt…

Pünktlich wie die Feuerwehr.
Ein schöner Bericht Eike. Nun drücke ich die Daumen für den 29.

E. hat gesagt…

vielen dank, dennis!
wenn du gelegenheit hast, schau dir die beiden unbedingt an, ein fest!

teller knete hat gesagt…

Ich muss mich leider mit Deinem Bericht begnügen. Die Dame zieht es vorerst nicht nach Amsterdam. Vielleicht habe ich sie hier auch bereits verpasst.

E. hat gesagt…

ja, am 18.04. waren sie in haarlem...
sie kommt wieder, bestimmt.